Experimentalfilm
Der Experimentalfilm ist eine Genre, bei dem nach Neuem gesucht
wird und formale Fragen, abgesehen von klassischen Erzählarten,
eine vorrangige Stellung einnehmen. Die Experimentalfilme folgen
nicht dem normalen Produktions- und Sendeverlauf des
kommerziellen Films. Die Ursprünge gehen auf das zweite
Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts zurück, als futuristische
Manifeste im Kino ausgearbeitet wurden. Mit dem Experimentalfilm
schließt man sich der Avantgardeströmung des zwanzigsten
Jahrhunderts an, angefangen vom Dadaismus (Entr'acte, de
René Clair et Francis Picabia, 1924) bis hin zum Surrealismus (Un
chien andalou, de Salvador Dali et Luis Buñuel, 1928). Ab
den zwanziger Jahren wird er als Avantgardefilm gedreht, bei dem
bereits die künftigen Formen auftauchen, wie z.B. der
"reine" Film, in dem sich Man Ray, Hans Richter,
Germaine Dulac und Fernand Léger auszeichnen. Bevorzugter
Drehort für Experimentalfilme waren Paris und Berlin. In den
sechziger Jahren kommt es in San Francisco und in New York zu
einem Comeback, das bereits in den vierziger Jahren von der
Cineastin Maya Deren vorbereitet wurde, und insbesondere auf die
neuen Filmformate (8 und 16 mm) zurückzuführen ist, da sie das
Filmbudget deutlich schmälerten. Die bedeutendsten Filmemacher
des New American Cinema sind Kenneth Anger, Jonas Mekas,
Gregory Markopoulos, Andy Warhol, Conner, Carl Linder und Stan
Brakhage. 1962 gründen Jonas Mekas und einige andere Filmemacher
die "Film-maker's Cooperative", eine
Vertriebsgesellschaft, die gleichzeitig Experimantalfilme
ausliefert. Zu den amerikanischen Cineasten, die Einfluß auf die
Entstehung von Experimentalbildern haben würden, gehören Paul
Sharits, Michael Snow und Hollis Frampton. In Frankreich weisen
in den fünfziger Jahren die Filme von Jean Mitry oder die der
Lettristen Isidore Isou, Maurice Lemaître und Guy Debord eine
gewisse Anzahl an Experimenten auf, die bis zum Film ohne Bild
gehen. In den siebziger Jahren gesellen sich zu der immer
größer werdenden Zahl von Experimentalfilmemachern Maler, wie
z.B. Pol Bury, Martial Raysse, Christian Boltanski und Jacques
Monory.
Bibliographie: Dominique Noguez, Eloge du
cinéma expérimental, Paris, Centre Georges Pompidou, 1979.
Une Renaissance du cinéma. Le cinéma
"underground" américain, Paris, Klincksieck,
1985.