The Staircase (Staircase & Universe), 1998
4 min 30 sec ; 14 sec, 2 vidéoprojecteurs, 2 haut-parleurs,
2 bandes vidéo, PAL, couleur, son stéréo,
„The Staircase“ ist eine Installation von Peter Land aus dem Jahre 1998, die sich aus zwei Videoprojektionen zusammensetzt. Sie wird auf zwei gegenüberliegenden Seiten eines dunklen, vorzugsweise tiefblau gemalten Raums variabler Dimensionen gezeigt.
Die erste Projektion heißt „L'Univers“ und stellt ein Sternenfeld dar, in dem der Zuschauer das Gefühl bekommt, sich fortzubewegen. Die Bilder werden durch Computer erstellt und erinnern an den Vorspann gewisser Science Fiction-Filme. Die Bilder ziehen mit langsamem Rhythmus am Betrachter vorüber, was der Installation einen kontemplativen Aspekt verleiht.
Die zweite Projektion ist „The Staircase“ genannt, Titel der Installation, der mit „Treppenhaus“ übersetzt wird. Eine männliche, konventionell gekleidete Person (dunkle Hose, weißes Hemd, braune Jacke) stürzt mehrmals hintereinander eine Treppe hinunter. Gleich einem Sisyphus der Moderne und statt ewig seinen Felsen oben in den Bergen wieder zu erklimmen, fällt ein Mann endlos die Treppe hinunter, in einer sich ständig wiederholenden Bewegung gefangen.
Der Eindruck des Unendlichen entsteht hauptsächlich durch den Schnitt, der zwischen Aufnahmen von oben und unten und von Totalen und Nahaufnahmen wechselt. Peter Land schafft es durch Verwendung mehrerer, nacheinander gefilmter Treppenstürze und durch seine Montage, das Gefühl eines einzigen, endlosen Sturzes zu vermitteln.
Zudem betont er durch Einsetzen der Zeitlupe das Gefühl der Schwerelosigkeit und versetzt so seine Hauptfigur in ein Universum, in dem unsere physikalischen Gesetze nicht zu gelten scheinen.
Die Tonspur der Installation erinnert an die Musik von Jahrmärkten, an den Klang einer Drehorgel. Mit dieser Musikwahl fügt er eine burleske, ja sogar groteske Dimension hinzu, die den wiederkehrenden Sturz der männlichen Person begleitet und ihn so eher in eine Jahrmarktsattraktion verwandelt.
Der Sturz bildet den roten Faden von „The Staircase“ und wird sowohl im eigentlichen Sinne als beständiger Verlust des Gleichgewichts dargestellt, als auch im übertragenen Sinne als metaphorische Darstellung des Verlusts der Basis und der persönlichen Bezugspunkte. In der Komödie, und vor allem in den Filmen Charlie Chaplins oder Buster Keatons, wird der Sturz verwendet, um die Handlung voranzutreiben. Im allgemeinen tritt ein solcher Fall oder Unfall immer dann ein, um den Zuschauer unweigerlich zum Lachen zu bringen.
In seiner Installation entledigt sich Peter Land den ersten Anzeichen des Narrativen im Kino, um nur die Auswirkung, also den Sturz selbst, zu verwenden. Er montiert den Sturz als endlos wiederkehrendes Element und verleiht ihm dadurch einen mehr tragischen Charakter: Was geschieht mit dem Menschen, wenn sein Leben nur noch aus einer unendlichen Wiederholung von Stürzen besteht? Sein Körper verfängt sich in den Zahnrädern einer burlesken Mechanik, die ihm unfaßlich erscheint und aus der es kein Entkommen gibt.
„Im Lauf des Sturzes trennen sich Körper und Geist, der Körper gewinnt die Oberhand und wird in die Gesetze der Realität, des Greifbaren, dessen was Widerstand leistet oder sich der Kontrolle entzieht, zurückgeworfen.“
Der Künstler inszeniert seine Videofilme und beweist körperlichen Einsatz, was seinen Filmen den Aspekt einer Performance verleiht. In Frankreich zeichnet sich der Künstler Pierrick Sorin in einer Reihe von Videofilmen, die mit Peter Lands Projektionen verglichen werden können, auf ähnliche Weise aus. Auch Pierrick Sorin stellt kleine Szenen dar, die Elemente des Burlesken und der Verzweiflung vermischen.
„The Staircase“ gehört zu einer Reihe von gefilmten Performances, die Anfang 1994 entstanden sind, und in denen Peter Land stets als einziger Darsteller auftritt. 1995 entsteht die Videoinstallation „Pink Space“, in der er als altmodisch gewordener Entertainer verkleidet erfolglos versucht, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, ohne zu fallen. In „Stepladder Blues“, einem Videofilm von 1996, erscheint er im Maleranzug und versucht, zu Wagnerklängen, einen Raum weiß anzustreichen, stürzt jedoch unablässig von der Trittleiter.
In dieser Installation zeigt uns Peter Land eine Variation zwischen Tragödie und Ironie, zwischen der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Bewußtwerdung über die Sinnlosigkeit einer solchen Suche. „Was mich an dieser Arbeit interessiert ist die Beziehung zwischen Persönlichem und Universellem; das Gefühl davon, so zu sein wie eine Bakterie, indem man versucht in einer unendlich sich in Expansion befindlichen Welt, in der das Individuum überflüssig zu sein scheint, seinem Dasein einen Sinn zu verleihen und schöpferisch tätig zu sein.“
Laetitia Rouiller
1 - Françoise Parfait, S. 200 in „Vidéo: un art contemporain“, Editions du Regard, Paris, 2001
2 - Peter Land in Peter Land, Verlag Hatje Cantz, für die Ausstellung in der Villa Merkel, Esslingen 2000